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eute sind wir wieder bei den
Gershwins gelandet, die in Sa-
chen „The Man I love" für Musik und
Text verantwortlich zeichnen. Nicht
verantwortlich waren sie allerdings
für das heillose Durcheinander, bis
dieses großartige Lied endlich die
Bühne erreichte. Da die Story da-
hinter zu lang ist, möchte ich sie Ih-
nen lieber ersparen. Kurz: Als Benny
Goodman den Titel
1937
in sein Re-
pertoire aufnahm, war der Anschluss
an den Jazz hergestellt und riss bis
heute nicht ab. Für mich ist „The Man
I Love“ neben Benny Goodman vor al-
len Dingen mit der großartigen Dar-
bietung von Biltie Holiday verbunden,
und zwar unbedingt in Begleitung
von Lester Young, mit dem sie eine
Seelenverwandtschaft verband. Die
gemeinsame CD „Lady Day & Pres“
hatte ich schon einmal empfohlen
und möchte dies an dieser Stelle
dringend wiederholen.
Um meinen Platz für eine andere
Einspielung von Lester Young, ohne
Billie Holiday, freizuhalten, ergreife
ich die Gelegenheit, Ihnen die von
Wayne Shorter zusammengestell-
te CD „Ultimate Lester Young“ (Ver-
ve) zu empfehlen. Auch hier erklingt
JAZZ
m i t
tnitti
Lester Young: Ultimate Lester Young
„The Man I Love“ als eine wunder-
bare Ballade, so dass man den be-
wegenden Ton des Tenorsaxopho-
nisten richtig auskosten kann. Bit-
te erschrecken Sie nicht, wenn Sie
lesen, dass die Musik
1946
aufge-
nommen wurde - sie klingt trotz-
dem sehr gut. Hinzu kommt, dass
am Klavier kein Geringerer als Nat
King Cole sitzt. Oft hat Oscar Peter-
son, nach seinen Vorbildern gefragt,
diesen Namen genannt. Wenn man
genauer hinhört, wird einem schnell
klar, weshalb dieser in puncto Spiel-
weise ein Idol für ihn war. Die Aus-
wahl von Wayne Shorter kann ich
von Thomas Hintze
Aus seiner umfangreichen CD-Sammlung
fischt der Jazz-Kenner und -Liebhaber
Thomas Hintze für die STEREO-Leser jeden
Monat die schönsten Schätze Im Folgen-
den widmet er sich den Standards.
Meine Jazz Standards
„T h e M a n I Love“
nur als höchst gelungen bezeich-
nen, denn es finden sich dort so-
wohl Titel mit Oscar Peterson am
Klavier als auch mit Musikern wie
beispielsweise Buck Clayton (Trom-
pete): insgesamt eine sehr ent-
spannt klingende Musik aus der
goldenen Zeit des Swing. Die CD ist
sowohl als silberne Scheibe liefer-
bar wie auch als Download verfüg-
bar. Alternativ können Sie aber
auch gleich das Album „Lester
Young Trio“ erwerben, dann haben
Sie die Formation mit Nat King Cole
(Klavier) und Buddy Rieh (Schlag-
zeug) komplett.
herkommt, andererseits aber dem
Stand der Aufnahmetechnik von
heute entspricht. Mitgeschnitten
wurde ein öffentliches Konzert wie
seinerzeit bei Goodman, und als
Buddy de Franco zu „The Man I
Love“ anhob, fühlte sich das Publi-
kum hörbar in die Zeit zurückver-
setzt, da dieses Stück als Erken-
nungsmelodie des Goodman-Sex-
tetts erklang. Auch Terry Gibbs am
Vibraphon „vertritt“ Lionel Hamp-
ton würdig. Um Ihnen noch etwas
mehr Appetit zu machen möchte ich
noch erwähnen, dass auch solche
Ohrwürmer wie „Stompin’ At The
richtig swingt. Die CD „The Mon-
treux Collection“ (Pablo) ist aber
auch deshalb so hörenswert, weil
sich
hier auf der Bühne eine
Jazzelite versammelte, wie sie es in
dieser geballten Ansammlung heu-
te leider nicht mehr gibt. Auf dem
Cover wurden die Musiker alphabe-
tisch genannt, und so reicht die Lis-
te von Count Basie bis Toots Thiele-
mans.
Unter den modernen Trompetern
habe ich eine ganz große Vorliebe
für den Italiener Enrico Rava. Er hat
einen sehr eigenen, lyrischen Ton,
den ich außerordentlich schätze. Als
ich einmal in einem Restaurant in
Neapel dessen Musik erkannte und
dies gegenüber dem Leiter erwähn-
te, war das Eis gebrochen, und es
wurde ein schöner Abend bei aus-
geprägt italienischer Gastfreund-
schaft. Wenn Sie jetzt neugierig
sind, wie denn nun die Tongebung
Ravas ist, dann wählen Sie auf der
CD „Tati“ (ECM) den ersten Track
„The Man I Love“ an, und Sie lernen
ihn gleich richtig kennen. Rava
spielt dort zusammen mit Stefano
Bollani (Klavier) und Paul Motion
(Schlagzeug). Es ist insgesamt eine
Terry Gibbs Kings Of Swing
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The Montreux Collection
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Enrico Rava: Tati
Wir bleiben noch etwas bei swin-
gender Musik. Der Vibraphonist Ter-
ry Gibbs spielte unseren Standard
ebenfalls ein, und zwar
1991
im Stil
des Benny Goodman Sextetts, dazu
weitere Titel aus der Ära des „King
of Swing“ Benny Goodman. Den
Klarinettenpart übernahm Buddy de
Franco, weiter spielten hier Herb El-
lis (Gitarre), Milt Hinton (Bass),
Butch Miles (Schlagzeug) und Lar-
ry Novak (Klavier). Zwar klingen
Goodmans Aufnahmen aus den
30
er Jahre immer erstaunlich frisch,
doch hier hat man den Eindruck,
dass es einerseits authentisch da-
Savoy“ und „Airmail Special“ auf
der CD enthalten sind. Somit ist
„Kings Of Swing“ (Contemporary)
eine swingende, aber keineswegs
nur nostalgische Angelegenheit.
Die Blütezeiten der Jazzfestivals
von Montreux sind längst vorbei -
zumindest in puncto Jazz. Denn
wenn man sich die Künstlerliste an-
sieht, kommt man unweigerlich ins
Grübeln, wo der Jazz geblieben sein
könnte. Anders war das noch
1975
.
Damals wurde Ella Fitzgerald live
begleitet von Tommy Flanagan (Kla-
vier), Keter Betts (Bass) und Bobby
Durham (Schlagzeug), so dass es
eher ruhige, man könnte auch sa-
gen „entschleunigte“ Musik. Ein-
fach entspannend zuzuhören, wie
sich die Musiker Zeit nehmen, ihre
Melodiebögen entstehen zu lassen.
Das Erstaunliche daran ist für mich,
dass es ihnen trotzdem gelingt,
immer wieder Spannung aufzubau-
en. Erwähnt werden muss hier der
exzellente Pianist Bolani, doch
ebenso liegt das am Schlagzeuger
Paul Molion, der im Hintergrund
eine äußerst filigrane Untermalung
beisteuert. Ich wünsche Ihnen viel
Spaß beim
Hören, Ihr Thomas
Hintze.
138 STEREO 6/2011
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